Fließestrich

Bei den Fließestrichen kann zwischen zwei Gruppen unterschieden werden.

 

1. Zementfließestriche (CT als Bezeichnung für das Bindemittel)
Die Zementfließestriche haben durch die hohe Wasserzugabe eine relativ großes Schwindverhalten und sind somit anfällig gegen Rissbildung. Der Marktanteil ist nach unserer Einschätzung und Beobachtungen auf mittleren, aber auch größeren Baustellen, sehr gering.

 

2. Calciumsulfatfließestriche (CA als Bezeichnung für das Bindemittel)
Bei diesen Fließestrichen unterscheidet man 4 verschiedene Bindemittel.

 

a. Naturanhydrit (wird im Tagebau abgebaut, z.B. im Harz)
b. Chemischer Anhydrit (entsteht bei der Gewinnung von Flusssäure)
c. Thermischer Anhydrit (entsteht bei der Rauchgasentschwefelung durch Nachbehandlung des dort verwendeten Gipses)
d. Mischformen

Qualitativ sind diese mittlerweile auf fast demselben Niveau.

 

Die Vorteile des Calciumsulfatfließestriches sind, dass weniger Dehnungsfugen angelegt werden müssen als beim Zementestrich, da das Ausdehnungsverhalten geringer ist und der Wärmeausdehnungkoeffzient somit kleiner. Zudem umschließt ein Fließestrich allgemein das Rohrsystem im Falle einer Fußbodenheizung besser als ein konventioneller Estrich, der von Hand erdfeucht eingebaut wird. Beim Fließestrich entstehen daher deutlich weniger Luftporen, was bedeutet, dass die Speicherplatte, also der Estrich, viel homogener ist und daher mehr Wärme speichert.

 

Bei den Calciumsulfatfließestrichen, die nicht nur Bindemittel enthalten sondern auch Fließmittel, Anreger und ggf. Verzögerer usw., kann es vorkommen, dass beim Einbau feine Partikel an die Oberfläche gelangen, die beim Austrocknen hinderlich sein können. Daher kann empfohlen werden, den Estrich mit einer geeigneten Körnung anzuschleifen, damit diese feinen Partikel entfernt werden. Untersuchungen haben ergeben, dass dies den Trocknungsprozess um 50% beschleunigen kann. Das Anschleifen erfolgt in der Regel nach ca. 5 Tagen.

 

Ein Estrich mit Calciumsulfat als Bindemittel hat den Abbindevorgang nach ca. 72 Stunden abgeschlossen und kann dann zusätzlich technisch getrocknet werden. Bei einem Zementestrich ist der Abbindevorgang nach ca. 28 Tagen abgeschlossen. Durch den Einsatz von Calciumsulfatfließestrichen und einer technischen Trocknung kann also ein beachtlicher Zeitvorteil im Bauablauf erreicht werden. Ein weiterer Vorteil des Calciumsulfatfließestrichs ist zudem, dass es Verformungen, das sogenannte Schüsseln, nicht gibt. Bei Zementestrichen ist dies durch Zugluft und zu schnelles Trocknen möglich.

 

Allerdings ist der Calciumsulfatestrich gegen Feuchte, z.B. im Falle eines Wasserschadens wesentlich empfindlicher als ein Zementestrich. Im schlimmsten Fall kann er seine Festigkeit verlieren und muss somit zurückgebaut werden. Das wäre bei einem Wasserschaden fallweise zu entscheiden. Wenn bekannt ist, dass der Wasserschaden älter als 7 Tage ist, sollte eine Probe genommen werden und zumindest optisch bewertet. Ist das Material „schmierig“ und weich, kann der Rückbau wahrscheinlich nicht mehr vermieden werden. In Nasszellen und Räumlichkeiten wie Großküchen sollte kein Calciumsulfatestrich verwendet werden.

So hat jedes Material seine Berechtigung.